Kartierungen
Dieses an ein Gebirgsrelief erinnernde und im Stil der Schul-Lehrtafeln gehaltene Bild entstand im Rahmen eines auf mehrere Jahre angelegten Projektes „terra incognita“.
In verschiedenen Kartierungen befasse ich mich dabei etwa mit Fragen, wie ich eine Vorstellung meiner Umgebung gewinnen kann, die der Überprüfung standhält. Die Vermessung der Welt scheint abgeschlossen: Globen, Atlanten, Land- und Weltkarten, Reliefs.Zahlen, Linien, Maßbänder und Maßstäbe, Farben, Schraffuren, Texturen: abstrahierte Wirklichkeit. Wege, Weichen, Wegweiser, Richtungswechsel, Wendepunkte, Abzweigungen.
Wie orientiert sich der Mensch auf der Erdkugel? Welche Spuren seiner Wege hinterlässt er dabei? Wie markiert er seine Wegpunkte?
Ich erkunde meine Umgebung in herausfordernden Wanderungen, gleiche meine Standorte und den Anblick der Landschaft mit Kartenmaterial ab, wechsle die Perspektiven, verirre mich, versuche mich zurecht zu finden. Und zu verlaufen. Ich nutze das Koordinaten-System als Leitfaden und erweitere es in diesem Bild durch die Dimension einer vierten Koordinate: der Zeit. Ein tiefes Eintauchen in die Landschaft lässt deutlich empfinden, wie unterschiedlich beständig die Komponenten einer Landschaft sind. Gegenüber der in einem permanenten Wandel befindlichen Welt der Pflanzen und der Lebewesen wirken die Gebirge und Gesteine, die eine permanente Konstanz zu besitzen scheinen, wie in tiefem Schlaf. Diese wenn auch nur scheinbare Beständigkeit hat mit menschlichem Zeitmaß gemessen fast Ewigkeitscharakter und wir vertrauen darauf, dass die Gebirgsketten bis zum Sonnenaufgang ihre Gestalt nicht verändert haben.